Michael Gerber als Bischof von Fulda ins Amt eingeführt

Nicht einmal eine halbe Stunde nach Beginn des Gottedienstes war es soweit: Michael Gerber nahm auf der Kathedra, seinem neuen Bischosstuhl Platz und ist damit jetzt als Bischof von Fulda im Amt. Zuvor war ihm schon der Bonifatiusstab überreicht worden, der im Bistum Fulda traditionell eine wichtige Bedeutung hat.

Der neue Bischof des Bistums Fulda, Michael Gerber (49), ist am Sonntag in Fulda feierlich in sein neues Amt eingeführt worden. Im voll besetzten Fuldaer Dom übergab der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker Gerber symbolisch den aus dem 12. Jahrhundert stammenden “Bonifatiusstab” der Fuldaer Bischöfe und Äbte. Zuvor war das päpstliche Ernennungsschreiben für den neuen Bischof verlesen worden.

Gerber: Aufarbeitung des Missbrauchs eine der wichtigsten Aufgaben

In seiner Predigt sagte Gerber, im Jahr 2019 sei es genauso wie beim ersten Pfingsterlebnis in Jerusalem Aufgabe der Kirche, Menschen eine persönliche Beziehung zu Christus zu ermöglichen. “Es geht darum, dass Menschen aus dieser Christusbeziehung heraus menschliche Beziehungen wahrhaft menschlich gestalten und so die Kultur auf diesem Planeten prägen.” Dafür stehe auch der heilige Bonifatius, an dessen Wirkungsstätte er jetzt Bischof sein dürfe.

Gerber ging in der seiner Predigt auch auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ein. Es handele sich dabei nicht um irgendein Fehlverhalten im Laufe der langen Kirchengeschichte, sondern es gehe um den Kern des Sendungsauftrages von Kirche überhaupt. Die Aufgabe, Menschen zu helfen, sei beim Missbrauch in ihr Gegenteil verkehrt worden. “Dem müssen wir uns stellen”, so Gerber. Die Aufarbeitung des Missbrauchs sei eine der “ganz großen Baustellen” für die Kirche heute.   Vieles müsse neu geordnet und geregelt werden. “Wir spüren als Verantwortliche in der Kirche, dass das eine Herausforderung ist, der wir nicht leicht gerecht werden”, räumte der neue Bischof ein.

Für die Zukunft müsse die katholische Kirche auch nach neuen Formen des Glaubens suchen, so Gerber. Das zeige sich gerade bei den aktuell notwendigen “Transformationsprozessen” der Orden, von denen viele immer weniger Mitglieder haben oder ganz sterben. In diesem Zug habe er aber auch “neue Netzwerke” entstehen sehen. Längst nicht für jeden sei heute eine verbindliche Gemeinschaft die für sie oder ihn passende Form des Christseins. “‘Zusammen wachsen’ – das Leitwort der Kirchenentwicklung im Bistum Fulda fordert uns dazu heraus, unterschiedliche Formen dieses ‘Zusammen’ zu entdecken”, so Gerber. Er werde sich in den kommenden Jahren gern mit den Gläubigen des Bistums auf eine Entdeckungsreise begeben.

Er beendete seine Predigt mit einem Wort von Frère Roger, dem Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé. Dieser habe einmal gesagt: die Kirche sei eine “Anhäufung persönlicher Schwächen, gleichzeitig aber eine Gemeinschaft, die aufgesucht wird von einem anderen als uns selber”.

Nachfolger von Heinz Josef Algermissen

Gerber folgt auf Heinz Josef Algermissen (76), dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus im Juni 2018 angenommen hatte. Der ehemalige Freiburger Weihbischof ist der 18. Bischof des Bistums Fulda seit dessen Gründung im Jahr 1752.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, beglückwünschte das Bistum in einem Grußwort zum neuen Bischof. “Ihr habt ab jetzt einen neuen Bischof, der durch seine den Menschen zugewandte, lebensfrohe und offenherzige Art beeindruckt”, sagte er laut Redemanuskript. “Sein überzeugendes Auftreten, das organisatorische Geschick und die Herzlichkeit, die er ausstrahlt, werden auch in Fulda Wesensmerkmale seines Wirkens sein.”

Das Gebiet, das Gerber als Bischof von nun an betreut, umfasst rund 390.000 Katholiken bei einer Gesamtbevölkerung von rund 1,7 Millionen Menschen. In weiten Teilen deckt es sich räumlich mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Gerber ist mit 49 Jahren der jüngste Diözesanbischof Deutschlands. (gho/epd/KNA)

(katholisch.de)

 

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