Wer in China studieren will, muß Atheist sein

(Peking) Seit dem vergangenen Halbjahr verstärken die kommunistischen Behörden der Volksrepublik China den Druck auf die Schüler, eine Erklärung zu unterschreiben, mit der sie ihrer Religion abschwören. Mit der Maßnahme will das Regime den staatlich verordneten Atheismus fördern. Konkret meint das in Wirklichkeit eine Förderung der Ersatzreligion des kommunistischen Staatskultes.

Minderjährige, die Kritik wagen, wurden von ihren Lehrern angegriffen und geschlagen, ihre Familien bedroht: Sollten die Eltern keine strikt atheistische Erziehung betreiben, werde man ihr Kind in der Schule durchfallen lassen. Die Schulausbildung werde ohne Aussicht auf einen Schulabschluß abgebrochen.

Am 13. September 2018 sandte die Direktion der Grundschule von Quanzhou ein Rundschreiben an alle Eltern mit der Aufforderung, eine schriftliche Verpflichtung abzugeben, jeder „heterodoxen Lehre“ zu widerstehen. Der zweideutige Begriff meint jede Meinung, die nicht jener der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) entspricht. Damit sind nicht nur politische Ideen gemeint, sondern auch religiöse Überzeugungen.

 

Ein 12-Jähriger zerriß den Vordruck noch in der Schule, ohne ihn seinen Eltern gezeigt zu haben. Darauf wurde er von seinem Lehrer geschlagen und gezwungen, eine andere Kopie des Vordrucks zu unterschreiben.

Ein 9-jähriger Junge versuchte die Weigerung zu erklären. Er wurde von seinem Lehrer mit Fußtritten mißhandelt. Der Lehrer trat ihn mit dem Fuß in den Bauch.

Ausschlußdrohungen gegen Schüler bei Nichtunterzeichnung der Glaubensverleugnung werden auch aus Shenyang gemeldet.

Begleitet ist die Maßnahme in zahlreichen Gegenden von einem kategorischen Verbot der Schulbehörden, religiöse Lehrer anzustellen. Das Verbot gilt auch für alle Vorschuleinrichtungen für Kinder.

Ebenso gibt es ein Verbot für die Schüler, an religiösen Veranstaltungen teilzunehmen, wie es aus Pingdu berichtet wird. Die aus verschiedenen Landesteilen eingehenden Meldungen über eine Verschärfung der religionsfeindlichen Politik lassen vermuten, daß es sich um Anweisungen von höchster Stelle handelt.

Im November 2018 verlangte die Schulleitung einer Oberstufenschule in Nehe von den Lehrern und Schülern, daß sie ein Transparent mit der Aufschrift „Religion wird auf dem Schulgelände abgelehnt“ eigenhändig unterschreiben. Lehrer machen die Zulassung zu Abschlußprüfungen davon abhängig, ob die Kandidaten öffentlich die Religion verleugnet haben. Besonderes Augenmerk gilt jenen Schülern, die Anzeichen einer religiösen Überzeugung zeigen. Sie werden registriert. Ohne öffentliche Apostasie drohen Diskriminierungen und Repressalien. Die Schulen müssen verdächtige Schüler anderen Behörden melden. Es werden Informationen über deren Familien eingeholt, um „Maßnahmen“ zu ergreifen.

Bitter Winter, eine Dokumentationsplattform zur Lage der Religionsfreiheit in der Volksrepublik China, verweist auf Artikel 14 der UNO-Kinderrechtskonvention, die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit definiert.

Selbst solche völkerrechtlich verbindlichen Abkommen scheinen die kommunistischen Machthaber in Peking nicht zu interessieren.

(Text: Andreas Becker, Katholisches, Magazin für Kirche und Kultur)

© Kroatische Katholische Mission Kassel 2016.