Die Orgel – Was Sie über die Königin der Instrumente wissen müssen

Wann wurde die erste Orgel gebaut?

Die ersten Instrumente, die einer modernen Orgel ähnelten, wurden bereits im 3. Jahrhundert vor Christus gebaut. Der griechische Techniker Ktesibios kann als Erfinder der Orgel angesehen werden: Neben einer Wasseruhr und einer Feuerspritze entwickelte er auch ein Instrument, bei dem Töne dadurch erzeugt wurden, dass ein gleichmäßiger Winddruck durch  Metallpfeifen geleitet wurde. Ktesibios gab dem Instrument den Namen “organon hydraulikon” (“Wasserpfeife”), da der für das Spiel benötigte Winddruck durch Wasser erzeugt wurde.

Diese Orgeln wurden anfangs für die Hausmusik genutzt. Sowohl in Griechenland, als später auch im römischen Reich, war die Orgel ein profanes Instrument, das seinen Einsatz zum Beispiel auch im Theater oder Zirkus fand. Der Orgelbau wurde dabei ständig weiterentwickelt und bald konnte der Winddruck nicht mehr nur durch Wasser, sondern durch einen Balg erzeugt werden, der mit der Hand betätigt wurde. Die frühen Christen wahrten übrigens zur Orgel einen gewissen Abstand. Der Grund für die Skepsis lag darin, dass die Orgel eben auch bei Kämpfen in der Arena gespielt wurde. Nicht wenige Christen fanden im Zuge der römischen Christenverfolgungen bei derartigen Unterhaltungsspielen für die römische Oberschicht den Tod.

Wie kam die Orgel in die Kirchen?

Zunächst fand die Orgel besonders im kaiserlichen Zeremoniell in Rom und Byzanz Verwendung. Dort wurde sie als das dem Kaiser angemessene Instrument betrachtet. Von dort aus kam die Orgel auch in den Westen: Glaubt man den karolingischen Chroniken, erhielt schon Pippin der Jüngere im 8. Jahrhundert als Gastgeschenk eine Orgel vom byzantinischen Hof. Wohl bereits einige Jahrzehnte später ließ Ludwig der Fromme für die Kaiserpfalz in Aachen von einem venezianischen Orgelbauer ein Instrument fertigen.

Durch die Verwendung der Orgel am kaiserlichen Hof, hielt sie auch schon bald Einzug in die christlichen Kirchen. Zunächst gab es in den Kathedralen Orgeln, einige Jahrhunderte später auch in den Klosterkirchen. Die Orgel steigerte nicht nur die Feierlichkeit der Liturgie, sie symbolisierte mit ihrem vielstimmigen Klang auch den Zusammenklang der kosmischen Sphären. Während sich die Orgel im Abendland als Hauptinstrument der Liturgie immer mehr durchsetzte, verzichtete die Ostkirche völlig auf eine musikalische Begleitung der Gottesdienste.

 

Wie entwickelte sich der Gebrauch der Orgel?

Im Mittelalter war die Liturgie besonders vom Gregorianischen Choral geprägt. Die Orgel wurde hierfür jedoch nicht als Begleitinstrument genutzt, sondern das Orgelspiel wechselte sich mit den gesungenen Chorälen ab. Da der Orgelbau noch nicht sonderlich ausgereift war, konnten mit der Orgel nur sehr einfach Tonfolgen gespielt werden. Die Tonerzeugung konnte noch nicht mittels einer Tastatur gesteuert werden. Um einen Ton erklingen zu lassen, war es nötig, eine Holzlatte herauszuziehen, wodurch Luft in die Pfeife einströmen konnte. Auch eine Zuschaltung verschiedener Register war anfangs nicht möglich. Bei diesen sogenannten “Blockwerken” erklangen immer alle Pfeifen einer Tonreihe gleichzeitig.

Erst in nachreformatorischer Zeit entwickelte sich in der katholischen Kirche die Ausbildung einer eigenständigen Orgelmusik. Sowohl umfangreiche Orgelmessen wurden komponiert, als auch viele freie Stücke geschaffen, die fortan in der Liturgie eingesetzt wurden. In den Kirchen der Reformation wurde der Kirchenmusik ebenfalls ein breiter Raum gewährt. Alleine bei den Schweizer Reformatoren Calvin und Zwingli wurde aufgrund eines strengen Puritanismus die Orgelmusik im Gottesdienst verboten.

In der Barockzeit erlebte die Orgelmusik eine regelrechte Blüte. Namen wie Johann Sebastian Bach oder Dietrich Buxtehude stehen beispielhaft für eine Vielzahl berühmter Organisten, die mit zahlreichen Kompositionen die Orgelmusik immer mehr gefördert haben.  Auch im Orgelbau gab es zu dieser Zeit große Fortschritte: Die Mechanik der Orgeln wurde immer mehr verfeinert, die Orgelwerke wuchsen und es entwickelte sich eine ausgeprägte Orgellandschaft in Mittel- und Südeuropa.

Die Klassik stand der Orgel etwas distanzierter gegenüber. Die großen Komponisten Mozart und Beethoven schrieben nur wenig Orgelmusik und konzentrierten sich mehr und mehr auf große Orchesterwerke. Erst mit der Epoche der Romantik gewann die Orgelmusik wieder an Popularität. Besonders die französische Orgellandschaft war vom Wirken des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll geprägt. Er schuf die berühmten Werke in den Pariser Kirchen Saint-Sulpice und Notre-Dame und gilt als Meister des französisch-romantischen Orgelbaus.

In der Neuzeit schließlich wurde die Orgel auch außerhalb der Kirchen zum beliebten Instrument. Besonders in Konzertsälen, als auch in Kinos fand die Orgel im 19. und 20. Jahrhundert Verwendung. Da die ersten in den Kinos gezeigten Filme noch ohne Ton auskommen mussten, übernahm ein Organist die musikalische Untermalung. Durch geschickte Improvisationen versuchte er, die Stimmung des Films aufzugreifen und mithilfe der Orgel umzusetzen. Spätestens mit Einführung des Tonfilms hatte die Orgel in den Kinos jedoch ausgedient.

Heute kann man sich kaum einen Gottesdienst ohne Orgelspiel vorstellen. Neben der klassischen Pfeifenorgel halten jedoch immer mehr auch Digitalorgeln im sakralen Raum Einzug. Dies allerdings sollte nur in wirklichen Ausnahmefällen erlaubt werden, da alleine die klassische Pfeifenorgel der Würde der Liturgie und des Kirchenraums gerecht wird.

Wie funktioniert eine Orgel?

Die Pfeifenorgel folgt auch heute noch dem gleichen Prinzip wie bei ihrer Erfindung vor über 2.000 Jahren: mithilfe von Luft, die kontrolliert in verschiedene Pfeifen einströmt, wird ein Ton erzeugt. Der Winddruck wird freilich heutzutage mit einem elektronischen Gebläse gesteuert; in früheren Tagen konnte man häufig beobachten, wie Gemeindemitglieder hierzu den Blasebalg an der Orgel betätigen mussten.

Wie ist eine Orgel aufgebaut?

Jede Orgel besteht zunächst einmal aus vielen unterschiedlichen Pfeifen. Je nachdem welche Größe sie besitzen und aus welchem Material sie gefertigt sind, erzeugen sie einen ganz eigenen Ton. Pfeifen gleicher Bauart sind zu einem sogenannten “Register” zusammengefasst. Diese Register werden häufig nach der Art ihres Klanges bezeichnet: Es gibt zum Beispiel das Register Trompete oder das Register Blockflöte. Die Pfeifen dieser Tonreihen klingen also, wenn sie bespielt werden, wie eine Trompete oder wie eine Blockflöte.

Die Orgel wird von einem Spieltisch aus bedient. Hier finden sich meist mehrere Tastenreihen, ähnlich wie bei einem Klavier. Drückt man eine Taste, öffnet sich mittels einer mechanischen Steuerung ein Ventil, über das Luft in eine Pfeife einströmt. Mit Hilfe der Registerzüge, die sich meist links und rechts von der Klaviatur befinden, kann der Organist bestimmen, welche Pfeifen er erklingen lassen möchte. Wird nur ein Register ausgewählt, kann man zum Beispiel mit einem Tastendruck eine einzige Pfeife anspielen. Mehrere Töne erklingen hingegen, wenn man mehrere Register zieht. Auf diese Weise können mit großen Orgeln auch sehr große Kirchenräume relativ gut beschallt werden.

Größere Orgeln besitzen teilweise auch sehr ausgefallene Register, wie ein Glockenspiel oder eine Marimba. Und an manchen Orgeln gibt es “Scherzregister”: Im Kölner Dom zum Beispiel, wo auf einmal der Dompropst winkend mit Jeckenmütze aus dem Orgelgehäuse herausfährt, wenn man den Registerzug “Loss jon” betätigt.

Ein Unterschied zwischen Klavier und Orgel ist das Pedal: Nicht nur mit den Händen, sondern auch mit den Füßen können somit an der Orgel Töne gespielt werden. Meist klingen die Pedalregister sehr tief; hier finden sich auch die größten Pfeifen, die manchmal sogar eine Länge von über zehn Metern besitzen.

Eine Besonderheit, die man an manchen Orgeln sehr augenfällig beobachten kann, ist der “Schwellkasten”. Mittels einiger Jalousien, die man mit einem Pedal öffnen und schließen kann, kann der Organist die Lautstärke seines Spieles regeln.

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