“Du sollst Taufpate werden.” Diesen Wunsch junger Eltern wird kaum jemand ausschlagen. Für viele Auserwählte – ob aus Familie oder Freundeskreis – ist es “Ehrensache”, das Amt zu übernehmen. Am großen Tag der Taufe sind die Paten dann neben Täufling und Eltern Hauptpersonen: bei der Zeremonie in der Kirche, auf den Fotos fürs Familienalbum. Und danach?
Geschenke an Weihnachten und zum Geburtstag schicken oder ein Sparkonto anlegen – und das war es? Die Kirche erwartet mehr von den Taufpaten: Sie sollen eine wichtige Aufgabe beim Heranwachsen des Kindes übernehmen. Wissen das angehende Paten? Und wenn die Kirche das verlangt – tut sie genug, um Menschen auf ihr Pate-Sein vorzubereiten?
Das Amt ist so alt wie die Taufe selbst: “Schon in der frühen Kirche wurden den Katechumenen, also den erwachsenen Taufbewerbern, Paten an die Seite gestellt”, sagt Tobias Wiegelmann, Diakon und Ansprechpartner für Taufpastoral im Erzbistum Köln. Sie sollten den Bewerbern Vorbild im Glauben und Orientierung für ein christliches Leben sein. Daran habe sich bis heute im Prinzip nichts geändert, so Wiegelmann. Ein Blick in das Kirchenrecht bestätigt das: Aufgabe des Paten ist es, den Täufling “zusammen mit den Eltern zur Taufe zu bringen und auch mitzuhelfen, dass der Getaufte ein der Taufe entsprechendes christliches Leben führt und die damit verbundenen Pflichten getreu erfüllt” (CIC, Can. 872).
Gemeinsam auf dem Glaubensweg
Es gibt demnach zwei Blickrichtungen: “Das Mitwirken der Paten bei der Liturgie ist die eine Seite der Medaille”, sagt Wiegelmann. Zusammen mit den Eltern bekennen sie in der Tauffeier stellvertretend für das Kind und die ganze Kirche ihren Glauben und sagen dem Bösen ab. Paten stehen gemeinsam mit den Eltern in vorderster Reihe am Taufbecken, können die Taufkerze und auch das Kind beim Übergießen mit Wasser halten. “Die andere Seite der Medaille ist der Blick auf das Leben des Täuflings”, so Wiegelmann. “Die Paten sollen die Eltern darin unterstützen, dass ihr Kind im Glauben aufwächst und christlich erzogen wird.” Dass sie das tun werden, bestätigen sie in der Taufliturgie mit den Worten “Ich bin bereit”. Wie genau sie aber diese bedeutende Aufgabe erfüllen sollen, sagen Kirchenrecht und Katechismus nicht.
Es ist zwar vorgesehen, dass die Paten an dem Taufgespräch teilnehmen können, das der Priester vorab mit den Eltern führt. “Aber in den seltensten Fällen sind sie wirklich dabei”, sagt Wiegelmann, der in einer Kölner Gemeinde selber tauft, aus Erfahrung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Paten häufig in anderen Städten wohnen.
Doch die Konsequenz daraus ist, dass wichtige Fragen oft unbeantwortet bleiben: Wie läuft die Taufliturgie im Detail ab? Welche Rolle spielt der eigene Glaube für das Patenamt? Gilt es ein Leben lang oder ist mit dem Pate-Sein Schluss, wenn das Patenkind volljährig ist? “Diese und andere Dinge sind bei angehenden Paten häufig unklar”, sagt Georg Lingnau, Referent für Gemeindepastoral im Stadtdekanat Düsseldorf. Deshalb gibt es in der Landeshauptstadt seit einiger Zeit Kurse für Taufpaten, die Antworten geben sollen.
Die “richtige” Begleitung
“Wir haben festgestellt, dass eine Vorbereitung für Paten von der Kirche kaum angeboten wird”, sagt Lingnau. Gezielt lade man deshalb Menschen ein, die bald Pate werden oder gerade geworden sind. “Bislang haben wir uns immer an einem Samstagvormittag getroffen und bei einem Brunch ganz ungezwungen über das Patenamt gesprochen”, so Lingnau. Neben theologischen und liturgischen Fragen stehe bei den Treffen vor allem die Frage nach der “richtigen” Begleitung des Kindes im Mittelpunkt. “Ich betone immer, dass die Paten zunächst die Aufgabe haben, dem Kind ihren eigenen Glauben vorzuleben – also Vorbild zu sein.” Das gelinge aber nur dann, wenn sich beide regelmäßig sehen; wobei die Häufigkeit dieser Treffen auch davon abhänge, wie weit entfernt die Paten wohnen. “Von Anfang an sollte man jedenfalls eine gute Beziehung zu dem Kind aufbauen und den Kontakt pflegen”, betont Lingnau. “Das ist viel wichtiger, als die Kinder mit Geschenken zuzuballern.”
Eine Möglichkeit ist, dass der Pate die familiären Feste mitfeiert. “Warum nimmt man nicht die schöne Tradition des Namentages zum Anlass, dass der Pate an diesem Tag etwas mit seinem Patenkind unternimmt – vielleicht ein Fußballspiel besucht?”, fragt Lingnau. “Oder Kleinkindergottesdienste: Da könnten hin und wieder die Paten statt der Eltern mit dem Kind hingehen und somit ein Signal geben, dass sie das mittragen.” Daneben begleite man das Kind selbstverständlich auch an den wichtigen Stationen seines Glaubenslebens wie Erstkommunion und Firmung. “Das ist aber zunächst nur die rein religiöse Komponente des Patenamtes”, so Lingnau. Daneben sollten die Paten bei Fragen und Problemen immer für ihre Patenkinder ansprechbar sein. “Für Kinder und Jugendliche ist es ganz wichtig, dass sie neben den Eltern, die man gar nicht immer fragen will, einen weiteren Ansprechpartner haben.” Wegbegleiter im Glauben und Wegbeleiter im Leben: Laut Lingnau kann man beides im Patenamt nicht voneinander trennen.
In den Kursen würde auch über verschiedene Probleme gesprochen, die sich ergeben könnten: “Ein schwieriges Thema ist etwa, wenn sich die Eltern trennen”, sagt Lingnau. “Wenn der Pate von der Elternseite kommt, die anschließend weniger Kontakt mit dem Kind hat, dann gerät die Patenschaft automatisch in Mitleidenschaft.” Die Kursteilnehmer würden darüber hinaus von ihren eigenen Erfahrungen als Patenkinder berichten: Demnach gingen fast alle davon aus, dass das Patenamt spätestens mit der Vollendung des 18. Lebensjahres des Patenkindes beendet sei. “Sie wundern sich dann immer, wenn wir ihnen sagen, dass das Amt lebenslang gilt – auch wenn natürlich mit den Geschenken irgendwann Schluss ist.” Eine Frage, die hin und wieder aufkomme: Wenn den Eltern etwas zustößt – sie etwa bei einem Verkehrsunfall sterben –, haben Paten dann die Pflicht, als Adoptiveltern zu fungieren? “Das können Eltern und Paten natürlich vereinbaren”, sagt Lingnau, “aber es ist kein Automatismus, der rechtlich irgendwie geregelt wäre.”
Verpflichtende Vorbereitung?
Viele Fragen. Doch flächendeckende Angebote zur Vorbereitung auf das Patenamt gibt es vonseiten der Kirche nicht. Dabei ließe sich die Zielgruppe leicht beschreiben, so Lingnau: “Als Paten werden schwerpunktmäßig junge Erwachsene, etwa zwischen Mitte 20 und Ende 30, ausgewählt – ob das nun der Bruder oder die beste Freundin ist.” Allerdings sei das auch genau die Altersgruppe, die die Kirche mit ihren Angeboten generell wenig im Blick habe. “Wer ins Studium wechselt und nicht aktiv die Hochschulgemeinde aufsucht, ist außen vor”, sagt Lingnau. Oft erst in der Familienphase, die heute klassisch später beginne, bekomme man über die Taufe des eigenen Kindes und Familiengottesdienste wieder Kontakt zur Kirche. “In der Zeit dazwischen wird es dünn und man ist im Glauben auf sich gestellt”, so Lingnau. Deshalb müsse die Kirche generell über Angebote zur Begleitung junger Erwachsener nachdenken, von denen Patenkurse ein Baustein sein könnten.
Mehr Begegnungsräume für Erwachsene schaffen, in der ganzen Gemeinde verstärkt über das Thema Taufe sprechen, dafür plädiert auch Diakon Wiegelmann. Aber: So wichtig das Patenamt auch sei, eine Art Verpflichtung zu Vorbereitungskursen dürfe es nicht geben, betont er. “Wir müssen aufpassen, dass unser Anspruch nicht zu hoch wird und wir am Ende die Leute verschrecken.” Eine spezielle Ausbildung von Paten würde dem Sinn des Patenamtes auch widersprechen. “Es geht ja darum, als getaufter Christ einen anderen getauften Christen im Leben zu begleiten”, sagt Wiegelmann. Und das sei eine Frage der inneren Haltung und Auseinandersetzung mit dem persönlichen Glauben, jedoch keine Frage der Ausbildung. In seiner Arbeit habe er die Erfahrung gemacht, dass den meisten Paten ihr wichtiges Amt durchaus bewusst sei. “Auch wenn sie nicht immer das klassische ‘Katechismus-Verständnis’ des Patenamtes haben, wünschen sie ihrem Patenkind, dass sein Leben gelingt”, so Wiegelmann, “und das ist doch eine wirklich christliche Aussage.”
Von Tobias Glenz
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für das Patenamt sind im Codex Iuris Canonici (Codex des kanonischen Rechtes) kirchenrechtlich geregelt (CIC, Cann. 872-874):
Das Kirchenrecht macht prinzipiell keinen Unterschied zwischen Tauf- und Firmpaten, sodass dieselben Voraussetzungen gelten. Ausdrücklich wird empfohlen, dass der Taufpate auch der Firmpate wird (CIC, Can. 893 § 2).
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